Grosser, verdammter Held by James Lovegrove

Grosser, verdammter Held by James Lovegrove

Autor:James Lovegrove
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Panini
veröffentlicht: 2019-02-08T00:00:00+00:00


„Toby“, sagte Mal leise. „Toby Finn.“

Toby, sein ehemaliger Amigo und Kampfgefährte. Der Mann, für den er vor und während des Kriegs ohne zu zögern sein Leben geopfert hätte.

Nun war er hier, stand auf dieser Plattform, und soweit Mal es erkennen konnte, hatte er sich stark verändert. Er war dünn, fast schon ausgemergelt, und krumm wie ein buckliger Achtzigjähriger. Sein Gesicht war hager, und seine störrischen roten Locken, an die sich Mal so gut erinnerte, waren zu ein paar dünnen Strähnen geworden, die wie Kupferdraht von seinem Kopf abstanden. Wegen dieser Locken war Toby im Rekrutenlager gnadenlos gehänselt worden. Die anderen hatten ihn Rostrübe oder Kleine Orange genannt. Die Nachkriegszeit schien es mit Toby ebenso wie mit vielen anderen, Mal eingeschlossen, nicht gut gemeint zu haben.

Aber er lebte und war hier, und Mal freute sich sehr darüber. Er legte die Hände an seinen Mund und rief: „Tobias! Tobias Finn! Toby!“

Seine Stimme hallte von den Felswänden und der Decke wider. Die Menschen auf dem Höhlenboden wandten sich ihm zu. Toby Finn stand weiter auf der Plattform und starrte ihn mit leerem Blick und unleserlicher Miene an. Mal war wie vor den Kopf gestoßen. Erkannte Toby ihn nicht?

„Toby, ich bin’s“, rief er. „Mal. Du erinnerst dich doch an mich, oder?“

Die Leute reagierten mit Buhrufen und Zischlauten auf seine Worte. Schockiert, so als würden die Abneigungsbezeugungen eine physikalische Kraft auf ihn ausüben, trat Mal einen Schritt zurück. Eine schielende Frau mit verkniffenem, hartem Gesicht, ergriff seinen Arm und hielt ihn fest. Der Chor wurde immer lauter und der Hass traf ihn wie Schläge.

Das ist doch verrückt, dachte Mal. Sie behandeln mich wie ihren Erzfeind. Was zum Teufel ist denn hier los?

Dann bat Toby mit erhobenen Händen um Ruhe.

„Ladys, Gentlemen, Kameraden“, wandte sich Toby an die Menge. „Es hat lange gedauert, aber ich habe getan, was ihr wolltet und was ich euch versprochen hatte.“ Er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Mal. „Ich habe den Mann der Gerechtigkeit zugeführt, der mit der Allianz gemeinsame Sache machte und uns den Sieg gekostet hat. Ich habe euch den Verräter Malcolm Reynolds gebracht.“

Bei dem Wort Verräter, das Toby besonders stark betonte, wurde Mal erneut mit Buhrufen und Flüchen überschüttet.

„Hängt ihn auf!“, schrie jemand. „Hängt ihn auf!“

Daraus entstand rasch ein neuer Sprechchor, der nun nicht mehr „Ver-räter! Ver-räter!“, lautete, sondern: „Hängt ihn auf! Hängt ihn auf! Hängt ihn auf!“.

Mals Gehirn versuchte, diese Wendung zu verarbeiten. Seine Entführer, die rechts und links von ihm standen, grinsten und nickten einander zu, als hätten sie sich schon seit Langem auf seine Erniedrigung gefreut.

Das kann doch nicht wahr sein, dachte er. Das ist nicht wahr. Ich liege am Boden meines Shuttles und träume. Covingtons Gas betäubt mich immer noch.

Aber das stimmte nicht. Und nun, da seine Augen sich an das flackernde, schwache Licht gewöhnt hatten, erkannte er in der Menge auch andere Gesichter. Andere Browncoats, an deren Seite er in Serenity Valley gekämpft hatte. Sonya Zuburi, deren rabenschwarzes Haar bereits weiße Strähnen durchzogen, sah aus, als hätte sie ihn am liebsten mit bloßen Händen zerrissen.



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